Digitaler Produktpass: Kund:innen langfristig begeistern und binden

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Kai Warmus

26 / 06 / 24·7 Min read

Digitalisierung

Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit: der digitale Produktpass im Fokus

Ein Schritt in Richtung Zukunft

Im April 2024 bestätigte das Europäische Parlament eine neue Verordnung für nachhaltiges Ökodesign (ESPR) mit Fokus auf die flexible Einführung des digitalen Produktpasses, kurz DPP. Damit steht eine grundlegende Änderung bevor, die die Art und Weise, wie Produkte gesehen und verwaltet werden, neugestalten wird. Diese innovative Lösung verspricht nicht nur eine positive Auswirkung auf die Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) und eine Erhöhung der Transparenz und Nachhaltigkeit, sondern stärkt vor allem die Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Kund:innen. Doch was genau bedeutet dieses Konzept für Unternehmen und wie können sie die Vorteile des digitalen Produktpasses bestmöglich nutzen?

 

Was ist ein digitaler Produktpass?

Der Begriff „digitaler Produktpass“ erinnert vom Klang des Wortes zunächst an einen Reisepass – eine Metapher, die durchaus zutrifft.

Denn im DPP ist die „Reise“ Ihres Produkts dokumentiert. Er ist der zentrale Ort, an dem alle Informationen über den Lebenszyklus Ihrer Produkte gesammelt werden: Vom ersten industriellen Entwurf bis zum letzten Feinschliff – Ihre Kund:innen haben zukünftig die Möglichkeit, die Reise ihres gewünschten Produktes mit nur einem einzigen Klick zu verfolgen. Statt stundenlang nach den gewünschten Informationen zu suchen, können diese zum Beispiel über einen QR-Code per App einfach und schnell abgerufen werden.

 

Voraussetzungen schaffen für den digitalen Produktpass

Obwohl die genauen spezifischen Anforderungen für die Inhalte der Produktpässe für die unterschiedlichen Branchen noch entwickelt werden, können Unternehmen bereits jetzt handeln. Dabei müssen aber einige Herausforderungen bewältigt werden:

  1. Datenintegration und -management: Zukünftig müssen Hersteller umfassendere Daten über ihre Produkte erfassen und integrieren. Dies beinhaltet nicht nur grundlegende Produktinformationen wie Dimensionen und physikalische und technische Eigenschaften, sondern auch Details zu Materialien, Herstellungsmethoden, Umweltbelastungen, Recyclingfähigkeit und mehr. Eine hohe Datenqualität, Konsistenz und Validität sind dabei entscheidend, um den Anforderungen gerecht zu werden.
  2. Compliance: Unternehmen stehen vor der Aufgabe, eine Vielzahl neuer Regulierungen zu beachten und zu integrieren. Dazu gehören beispielsweise die REACH-Verordnung, RoHS-Richtlinie, CE-Kennzeichnungen, verschiedene ISO-Normen, Datenschutzverordnungen (GDPR/DSGVO) sowie strenge IT-Sicherheitsrichtlinien.
  3. Investitionen und Ressourcen: Eine erfolgreiche Einführung des digitalen Produktpasses erfordert Investitionen in Technologien und Schulungen sowie möglicherweise zusätzliches Personal.
  4. Change Management: Um den digitalen Produktpass optimal zu nutzen, müssen Datenprozesse beschleunigt werden. Gleichzeitig ist es wichtig, eine Veränderung der Unternehmenskultur vorzunehmen, um die Akzeptanz und Nutzung des DPP zu fördern. Dies erfordert, dass die Mitarbeitenden offen sind für neue Technologien und bereit, ihre Arbeitsweise entsprechend anzupassen.
  5. Technologie und Infrastruktur: Unternehmen benötigen aktuelle Systeme und Applikationen, die die Prozesse der Datenbereitstellung und Organisation nach neuesten Methoden beherrschen und sich leicht in bestehende Systemlandschaften und -strukturen integrieren lassen.

 

Vorteile des digitalen Produktpasses

Der digitale Produktpass mag bisher nur wie eine Vorgabe der EU erscheinen, bietet jedoch Vorteile für Unternehmen:

  1. Erhöhte Kundenzufriedenheit und -bindung: In einer Zeit stetig steigender Erwartungen der Kund:innen, ermöglicht der DPP den Unternehmen, ihre Kund:innen umfassend über ihre Produkte zu informieren. Er bietet ihnen detaillierte Einblicke in die Herkunft, Zusammensetzung und Produktionsprozesse ihrer Produkte. Diese Transparenz stärkt das Vertrauen und erhöht die Zufriedenheit der Kund:innen erheblich.
  2. Förderung der Nachhaltigkeit und Effizienzsteigerung: Mit dem DPP haben Unternehmen die Möglichkeit ihre Prozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Die hohe Transparenz der Daten ermöglicht es, schneller Fehler zu entdecken und somit Kosten zu senken, Produktionsabläufe zu verbessern und Ressourcen effizienter zu nutzen. Dies zieht neue Kund:innen an und stärkt die Treue bestehender Kund:innen deutlich, da Nachhaltigkeit in den letzten Jahren zu einem immer wichtigeren Argument der Verbraucher:innen geworden ist. In einer von IBM im Jahr 2022 durchgeführten Umfrage gaben 51 Prozent der Befragten an, dass Nachhaltigkeit für sie sogar noch wichtiger sei als vor 12 Monaten.
  3. Transparenz als Wettbewerbsvorteil: Durch die Bereitstellung transparenter und detaillierter Produktinformationen können Unternehmen sich von der Konkurrenz abheben. Wenn Kund:innen genau wissen, was sie kaufen und dass die Produkte ihren Erwartungen entsprechen, fühlen sie sich sicherer und sind eher geneigt sich für ein Produkt zu entscheiden und langfristig dem Unternehmen treu zu bleiben.
  4. Umweltschutz und Vertrauen: Durch den DPP werden nicht nur gesetzliche Umweltvorgaben eingehalten, sondern den Kund:innen gezeigt, dass das Unternehmen aktiv zum Umweltschutz beiträgt. Umweltbewusste Unternehmen können ihre Marke stärken und das Vertrauen der umweltbewussten Kund:innen gewinnen.
  5. Kund:innen besser verstehen: Durch die Analyse des Konsumentenverhaltens und der Erwartungen auf Kundenseite erhalten Unternehmen tiefere Einblicke in die Wünsche ihrer Kundschaft. Dies ermöglicht eine bessere Anpassung von Produkten, Informationen und Dienstleistungen.
  6. Zusammenarbeit in der Lieferkette: Unternehmen werden künftig stärker mit ihren Zulieferern und der gesamten Lieferkette zusammenarbeiten. Dies eröffnet neue Chancen für abgestimmte Partnerschaften und effizientere Zusammenarbeit.

 

Die Rolle eines PIM-Systems für den digitalen Produktpass

Die Vorteile des digitalen Produktpasses zeigen, dass umfassende Produktdaten die Kernkomponente für die Erstellung sind und dazu beitragen können, wesentliche Wettbewerbsvorteile zu sichern. Um die Vielzahl der geforderten Daten langfristig bereitzustellen, zu pflegen und aktuell zu halten, empfiehlt sich der Einsatz einer innovativen Softwarelösung. PIM-Systeme bieten genau diese Funktionalitäten an und können Daten mit DPP-konformen Informationen wie Materialvorschriften, Recyclingoptionen sowie Data-Governance-Informationen und Umweltstandards anreichern und dazu beitragen die Transparenz und Nachhaltigkeit zu verbessern.

  1. Datenzentralisierung und Konsolidierung: Eine der größten Herausforderungen ist die Sammlung und Integration aller relevanten Produktdaten aus verschiedenen internen als auch externen Quellen. PIM-Systeme bieten eine zentrale Plattform, auf der alle Daten konsolidiert und verwaltet werden können. Dies stellt die Datenqualität und Aktualität sicher.
  2. Steigerung der Effizienz durch Automatisierung: Die manuelle Verwaltung großer Datenmengen ist zeitaufwendig und fehleranfällig. PIM-Systeme ermöglichen die Automatisierung von Prozessen, wodurch Arbeitsabläufe effizienter gestaltet werden können. Dies verringert den manuellen Aufwand für die Datenpflege und verbessert den Einsatz von Ressourcen.
  3. Sicherstellung der Datenqualität: Mit Funktionen zur Datenvalidierung und -bereinigung lässt sich die Genauigkeit und Richtigkeit der Produktinformationen gewährleisten.
  4. Einhaltung von Compliance und Normen: Ein PIM-System bietet einen Überblick über alle relevanten Normen und stellt sicher, dass die notwendigen Informationen gemäß den gesetzlichen Anforderungen bereitgestellt werden.
  5. Nahtloser Datenaustausch: Durch die nahtlose Integration eines PIM-Systems in die bestehende Systemlandschaft erhalten alle Beteiligten einfachen Zugriff auf stets aktuelle Informationen. Dies ermöglicht eine effiziente Zusammenarbeit.

Die Datenübertragung zwischen einem PIM und dem digitalen Produktpass hängt von der gewählten Implementierung des Produktpasses ab. Entscheidend sind die Prozesse: Soll der Produktpass Live-Daten enthalten oder durch Freigabe-Workflows aktualisiert werden? Daten können zeitgesteuert oder sofort bei jeder Aktualisierung übertragen werden. Eine PIM-Lösung passt sich flexibel an die Prozesse an, um den digitalen Produktpass stets mit aktuellen und relevanten Informationen zu versorgen.

 

Die Chancen durch den DPP

Die Implementierung des digitalen Produktpasses stellt einen wichtigen Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren und transparenteren Kreislaufwirtschaft, aber auch der langfristigen Kundenbindung dar. Unternehmen sollten die Möglichkeiten nutzen, sich schon jetzt auf diese Neuerung vorzubereiten, um die Potenziale des DPPs voll auszuschöpfen. Die Einführung eines PIM-Systems stellt eine wertvolle Basis dar, die den Übergang zur Umsetzung des digitalen Produktpasses erleichtern wird und dabei unterstützt, den steigenden Erwartungen an Informationen Ihrer Kund:innen gerecht zu werden.

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Autor: Kai Warmus

Professional Service Director, eggheads